Wer schreiben möchte, sollte lesen. Je intensiver man seinen Geist mit guter Lektüre füttert, umso selbstverständlicher gibt er einem die Worte ein, die beim Schreiben aus der Feder fließen. Die Frage, was ich am liebsten lese und was ich empfehlen würde, ist einfach zu beantworten – und hat im Übrigen wesentlich mit der kleinen, grünen Schildkrötenfigur zu tun, die im Badezimmer neben meinem Spiegel steht.
Vorab empfehle ich denjenigen, die Gutes lesen möchten, zu einem BUCH zu greifen. Ein gutes Buch zeichnet sich durch eine Vorderseite, eine Rückseite und dazwischen möglichst vielen Seiten aus. Niemals würde ich jemandem sein E-Book streitig machen wollen, der diese Art der Technik wertschätzt. Notwendig ist sie zum Lesen aber keineswegs. Ich bevorzuge die Ruhe, die von einem ganz gewöhnlichen Buch ausgeht. Mein „Verbrauch“ liegt bei etwa zwei bis drei Büchern pro Monat. Ein gut gefülltes Buch-Regal halte ich für eine Zierde in jedem Wohnzimmer. Zu meinen absoluten Lieblingsautoren zählen Elena Ferrante und John Strelecky. Fast alle Bücher der beiden habe ich mehrmals gelesen.
John Streleckys „Café am Rande der Welt“ ist mittlerweile ein Klassiker. Dieser Erzählung über den Sinn des Lebens folgt eine Vielzahl weiterer Bücher, die mich beflügeln, wie es bislang keine andere Lektüre geschafft hat. Ich empfehle insbesondere „Wiedersehen im Café am Rande der Welt“ und „The Big Five for Live – Was wirklich zählt im Leben“ (alle bei dtv erhältlich). John Strelecky schafft es auf sehr anschauliche Art und Weise, einem begreiflich zu machen, dass jeder Traum letzten Endes eine mögliche Realität darstellt – die nur darauf wartet, erfüllt zu werden. Dazu braucht es die entsprechende Eigeninitiative und die richtigen Vorbilder im Leben. Durch John Strelecky habe ich erfahren, was man von einer grünen Meeresschildkröte über den Umgang mit der Strömung lernen kann. Ich verrate es an dieser Stelle nicht – ich empfehle, die Geschichte im „Café am Rande der Welt“ selbst zu lesen. Die Erkenntnis ist für mich so wichtig, dass ich eine kleine Schildkröte neben meinem Spiegel platziert habe, die mich jeden Morgen daran erinnert.
Wenn ich das Bedürfnis habe, einen Roman zu lesen, der mich vollends gefangen nimmt, dann greife ich zu Elena Ferrante. Die italienische Autorin, die unter Wahrung ihrer Anonymität schreibt, hat uns nicht nur gelehrt, dass gute Literatur vor allem eines braucht: guten Inhalt – ohne Blick auf den Autor. Ferrante versteht es obendrein wie keine andere Autorin, die Vielschichtigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen bis in die tiefsten Abgründe der Seele hinein zu sezieren und zu skizzieren. Nicht nur die Neapolitanische Saga, für die Ferrante bekannt wurde, ist großartig. Das Buch „Zufällige Erfindungen“, erschienen bei Suhrkamp, ist eine Sammlung von Kolumnen, die Ferrante im Auftrag des britischen Guardian zu allen erdenklichen Themen geschrieben hat. Freundschaft, Klimawandel, Mutter-Tochter-Beziehungen und vieles mehr – es braucht nur ein Wort, und Ferrante offenbart die ganze Kraft ihrer Sprache. All das werde ich vermutlich mit meinen Veröffentlichungen nicht erreichen, dennoch sind die Bücher eine großartige Inspiration. Nicht nur für das Schreiben, sondern für das Leben. Darum: Lesen Sie – es gibt kaum einen sinnvolleren Zeitvertreib, der so viel Freude bereitet.